08.07.2022
Verbandsgemeinde Nieder-Olm beschließt Inklusionsstrategie
Im Rahmen eines mehrjährigen Inklusionsprojektes der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, dem Zentrum für Selbstbestimmtes Leben (ZsL-Mainz) und der Aktion Mensch wurde zum Ende des Projektzeitraumes eine Inklusionsstrategie entwickelt. Diese wurde schließlich vom Verbandsgemeinderat einstimmig beschlossen. An diesem Prozess waren Organisationen und Personen aus der VG Nieder-Olm beteiligt oder solche, die auch dort tätig sind.
Hier folgt ein Auszug aus dem Strategiepapier:
Präambel
In der Erwägung, dass das Zusammenleben aller Menschen ohne Ausschluss Einzelner oder bestimmter Gruppen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm der aktiven Gestaltung bedarf, werden die folgenden Grundsätze unser Handeln in der Umsetzung der Strategie Inklusion leiten:
Erstens: „Alle sind gemeint, weil es alle angeht.“
Die Strategie basiert auf einem weiten Inklusionsverständnis und dem horizontalen Merkmalsansatz. Das heißt: Sie bezieht sich nicht allein auf die Herausforderungen im Bereich der Inklusion von Menschen mit Behinderungen, sondern geht deutlich darüber hinaus. Auch Menschen aller Altersgruppen, Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Menschen der unterschiedlichen Geschlechter und der verschiedenen sexuellen Identitäten stehen Barrieren und Diskriminierung im Wege und diese wirken auch ausgrenzend auf Menschen verschiedener religiöser Glaubensbekenntnisse oder weltanschaulicher Überzeugungen. Das friedliche Zusammenleben in Vielfalt erfordert einen Grundkonsens darüber, dass alle Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte besitzen, dass diese unveräußerlich sind und dass alle sie gleichermaßen und im Rahmen der Rechtsordnung leben können müssen.
Zweitens: „Nicht über uns ohne uns.“
Die Strategie gründet auf Teilhabe und Mitgestaltung aller Menschen, an die sie sich richtet. Daraus folgt ein Vorgehen, das grundsätzlich partizipativ angelegt ist. Selbstbestimmung und das Recht auf Mitwirkung setzen die Chance und Möglichkeit dazu voraus. Alle sollen nicht nur an der Gestaltung der Verbandsgemeinde mitwirken und sich einbringen können, es müssen auch konkrete Gelegenheiten dafür geschaffen werden.
Drittens: „Jeder Mensch spricht mit eigener Stimme, in eigener Sache und für sich selbst.“
Die Strategie setzt auf die Fähigkeiten, die Fertigkeiten, die Erfahrungen und das Wissen der Menschen in der Verbandsgemeinde. Sie fördert und unterstützt die
selbstbestimmte Befähigung, Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit. Daraus folgt der Arbeitsansatz des Empowerments. Das heißt: Die Strategie will die Menschen stark machen, damit sie sich einbringen können. Wenn es um die Belange und Interessen der Menschen in der Verbandsgemeinde geht, müssen diese zuerst selbst sprechen können. Daher ist sicher zu stellen, dass sie Gehör finden, Sichtbarkeit haben und mitgestalten können – für alle Menschen in der Verbandsgemeinde.
Viertens: „Nicht die Menschen sind Objekte der Bearbeitung, sondern die Rahmenbedingungen, in welchen das Leben stattfindet.“
Die Strategie zielt auf die Veränderung von Lebensbedingungen, die Ausschlüsse und Teilhabebeschränkungen produzieren. Daraus folgt die Ausrichtung auf eine verpflichtende Inklusionsfolgenabschätzung (siehe Kapitel 3 und Anlage zu dieser Strategie) im Prozess für alle Entscheidungen und Maßnahmen grundsätzlicher Art und mit erheblicher Tragweite für die Menschen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm.
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